Urwahlfrage #2: Töten von Tieren für die Nahrungsmittelproduktion

Als BAG Tierschutzpolitik durften wir den KandidatInnen für die Urwahl zur Bundestagswahl 2017 Fragen stellen. Unsere zweite Frage:

Hältst du Töten von Tieren für die Nahrungsmittelversorgung in Deutschland für erforderlich? Und vertretbar?

Katrin: Ob ich es für erforderlich halte, ist das eine. Selbst wenn, kann ich das nicht für viele Millionen Menschen in Deutschland sagen, die das anders sehen. Die Menschen sollen selbst entscheiden, was sie essen wollen. Sie sollten diese Entscheidung aber bewusst und informiert treffen können. Ich will einen grundlegenden Wandel in der Agrarpolitik einleiten, der bei den Anbau-, Haltungs- und Vertriebsstrukturen ansetzt. Wir brauchen ein generelles Umdenken: Weg von hohem Fleischkonsum, weg von billiger Erzeugung. Hin zu artgerechter Tierhaltung. Hin zu aufgeklärten Verbraucherinnen und Verbrauchern, die wissen was sie essen und auch, ob sie Fleisch essen wollen, oder nicht.

Robert: Ich halte es nicht für erforderlich, da es Alternativen zum Fleisch als Nahrungsmittel gibt. Entsprechend sehe ich auch keine ethische Rechtfertigung für die industrielle Nutztierhaltung. Die Nutztierhaltung, wie sie praktiziert wird, geht vom unbedingten Vorrang der Interessen der Menschen vor denen der Tiere aus; es gilt das Primat der Nutzung. Wie stark dieses Primat noch herrscht, hat dieses Jahr eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster gezeigt. Er hat das Töten männlicher Küken für vereinbar mit dem Gesetz erklärt hat. Es sei den Brütereien nicht zuzumuten, die Küken aufzuziehen, da es keinen Absatzmarkt für sie gäbe. Die industrielle Eierproduktion sei aber ein Teil der Verfahren zur Versorgung der Bevölkerung mit Eiern und Fleisch. Das ist also laut Gericht der vernünftige Grund, die Küken zu töten. Ich halte das für falsch.Im Bundesrat hat unsere Landesregierung einen Gesetzentwurf von Nordrhein-Westfalen unterstützt, damit es eine Rechtsgrundlage gibt, das Kükenschreddern zu verbieten. Aber wie so oft, verweigert sich das Bundesagrarministerium. Uns muss aber auch klar sein: Die reine Ethik ist immer eingegrenzt durch andere Diskurse, durch ökonomische Zwänge, durch Gewohnheiten und Traditionen, durch kulturelle Bräuche. Auch in anderen Bereichen handeln wir nicht konsequent ethisch. Weder teilen wir unseren Reichtum mit allen Armen dieser Welt (oder wenigstens Deutschlands), noch lassen wir alle Menschen, die in Not und Elend leben, zu uns, noch verzichten wir konsequent auf die Verbrennung fossiler Energien, sondern fahren Auto, fliegen in den Urlaub, tragen Klamotten aus Erdöl, die oft auch noch unter ethisch zweifelhaften Bedingungen produziert worden. Richtig ist es deshalb noch lange nicht.Was aus der ethischen Debatte über die Nutztierhaltung aber folgt, ist, dass wir die Bedingungen der industriellen Tierhaltung verändern müssen - und zwar konkret. Mehr Platz für Tiere, Ringelschwänze statt kupierter Stummel, kein Trimmen auf immer höhere Leistung etc.

Anton: Nein, erforderlich ist es nicht. Wir sind heute nicht mehr drauf angewiesen, unseren Nahrungsbedarf durch Fleisch zu decken. Vertretbar ist es für mich doch. Jede andere Feststellung wäre Heuchelei, denn ich selber esse Fleisch. Ich habe aber auch großen Respekt für jede andere Lebensweise.Politisch führen sollten wir aber derzeit den Kampf um die Haltungsbedingungen der Tiere und die Bedingungen auf den Schlachthöfen. Denn die sind weder vertretbar noch erforderlich.Wir müssen aus der industriellen Massentierhaltung aussteigen – aus tierethischen und auch aus ökologischen Gründen. Um unser Klima zu schützen müssen die Tierzahlen runter. Und weil wir viel zu viel Fläche für den Anbau von Futtermitteln belegen - in Deutschland die Hälfte der Ackerflächen, Grünland und das, was wir an Gen-Soja aus Südamerika importieren.

Cem: Für mich persönlich habe ich diese Frage im Alter von 17 Jahren beantwortet. Meine Tageseltern wohnten neben einem Schlachthof, das hat Spuren hinterlassen. Ich bin, seit ich mich mit diesem Wunsch bei meinen Eltern durchsetzen konnte, Vegetarier.Immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch. Ich sehe auf den ersten Blick keinen Grund, warum die Nahrungsmittelversorgung nicht auch ohne Fleisch klappen könnte. Das muss aber jede und jeder für sich selbst entscheiden. Da viele Menschen Fleisch essen, kämpfe ich gleichwohl für tiergerechte Haltungsbedingungen sowie eine nachhaltige und ökologische Lebensmittelproduktion.

 

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